Freitag, 30. Juli
Nach den Unkereien der schon erwähnten Bootsnachbarn von gestern hatte Nina die Befürchtung, Massen von Frachtschiffen könnten morgens die Schleuse belagern und ein frühes Ablegen verhindern. Es kam glücklicher Weise anders. Als der Skipper um 6 Uhr (!) im Cockpit auftauchte war die Schleusenampel auf grün und nur drei der großen Pötte lagen in Warteposition. Während das zweite Berufsschiff schon einfuhr, führte ein rasches Telefonat mit dem Schleusenwärter – es war der freundliche Herr vom Vortag, der so früh schon wieder Dienst hatte – dazu, dass er (während Konrad am Telefon mithörte) über Funk den beiden ersten Berufsschiffern sagte, sie sollten aufrücken, es käme noch ein Sportboot in die Schleuse. Zu diesem Zeitpunkt hatte Konrad noch nicht einmal die Schuhe an … So schnell hatten wir noch nie abgelegt. Wir quetschten uns in aller Eile noch hinten in die Schleusenkammer.
In einem Punkt trafen die Warnungen der Bootsnachbarn vom Marina Emstal dann doch zu: Das Wasser jenseits der Schleuse war derart verdreckt, dass unser Echolot anzeigte, wir hätten gar kein Wasser unter dem Kiel. Glücklicher Weise zerstreuten sich Ninas Befürchtungen bezüglich der hohen Anzahl der Berufsschiffe auf der Strecke Herbrum Delfzijl auch schnell. Uns begegneten auf der ganzen Fahrt an diesem Tag höchstens 5 dieser Schiffe in Fahrt. Kein Vergleich zum Rhein, den wir vor 10 Jahren auf dem Weg ins Mittelmeer mit der Evergreen befahren hatten.
Statt dessen erlebten wir eine angenehme Passage im Morgenlicht durch die idyllische norddeutsche Marschlandschaft rechts und links der Ems. Nach einiger Zeit erhebt sich in der Ferne eine riesige Werkshalle aus den Auen. Wir kamen rasch näher, das abfließende des Gezeitenstroms sorgte fürzunehmend flotte Fahrt, sodass wir schon bald erkennen konnten, worum es sich handelte: Die Meyerweft bei Papenburg. Vor der Halle lag eine äußerlich schon fertiggestellte neue AIDA.
Langsam wurde das Wasser immer rauer und nach der Passage des Emssperrwerks mit Annäherung an Emden richtig ruppig. Das abfließende Wasser von hinten und heftiger Wind von vorne erzeugten eine eklige Welle. Viel Wasser sprühte über das Vordeck und benetzte die Scheiben. Da wir ab hier die Tonnen samt ihrer Nummerierung erkennen und „abhaken“ mussten, kletterte die Bootsfrau mal rechts mal links vor und rakelte, in Ermangelung von Scheibenwischern, die Sicht wieder frei. Bei der grün-rot-grünen Tonne Nr. 53 drehten wir Backbord in den Zeehavenkanaal Delfzijl. Kurz vor Delfzijl geht es, wieder backbord, in den Vorhafen der Schleuse, wo man sich per Gegensprechanlage für die Schleusung anmelden kann. Danach befanden schon wir uns schon auf dem Eemskanal, der uns nach Westen bringen sollte.
Ziemlich erschöpft verließen wir diesen schon bald, wiederum durch eine Schleuse, um für die Übernachtung Appingedam zu erreichen. Hier lagen wir beschaulich mitten in der Stadt im Passantenhaven. Hier sind Restaurants und alle wichtigen Geschäfte in Reichweite, was wir zum Einkaufen nutzten. Nach einem Snack in einem Restaurant direkt neben dem Hafen mit Blick auf die Summertime wurde es eine frühe Nacht.