Montag, 26. Juli
Um 9 Uhr legten wir für die letzten paar Kilometer auf dem Mittellandkanal ab. Am sogenannten Nassen Dreieck endet der Mittellandkanal in den Dortmund-Ems-Kanal. Von da an fuhren wir nach Norden. Schon bald tauchte die Schleuse Bevergern vor uns auf, wo es erst einmal warten im Päckchen hieß. Ein mit Chemikalien beladenes Frachtschiff machte dann für insgesamt sieben Schleusen die Pace. Das Schiff passte in der Breite gerade so in die Schleusenkammern, so dass es entnervend langsam hinein und heraus kroch. Zusammen mit sechs Motorern folgten wir. Fast alle Schleusen sind Baustellen. Nicht immer war das Umlegen der Leinen einfach. Trotz unserer Routine wurde es einer der anstrengendsten Tage der Reise. Da es vor den Schleusen keine Wartestege für Kleinfahrzeuge gibt, musste der ganze Konvoi der Sportschiffer während der zum Teil langen Wartezeit Kringel fahren bzw. das Boot durch vor- und zurück Manövrieren auf der Stelle halten. So eine Stress-Schleuserei hatte Konrad noch nie erlebt, obwohl er schon in vielen Ländern viele hundert Schleusen passiert hatte.
Amelie machte das Beste daraus und sah sich die Realverfilmung von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer auf DVD an. Danach daddelte sie und sah sich Youtube-Videos an. Kein schöner Tag für sie und uns!
Am Abend lagen wir aber sehr schön im Hafen des Ems-Yachtclubs Lingen im Schatten hoher Bäume. Entgegen der Unkerei von Schleusengenossen waren noch ausreichend Gastliegeplätze frei. Die Hafenmeisterin begrüßte freundlich. Nina machte Spaghetti mit Tomatensoße und das Ausspannen konnte beginnen. Zur Freude Amelies spielten Mama und Papa noch eine Weile mit ihr ein Wortspiel. Es gilt aus den Buchstaben eines vorgegebenen Wortes so viele andere Wörter zu bilden, wie einem einfallen. Locker hielt Amelie mit uns Erwachsenen mit.
Immer mehr zeigte sich aber, dass der Überführungstörn für sie nicht schön war. Ungefähr zehnmal am Tag sagte sie, sie wolle nach Hause. So entschlossen wir uns schweren Herzens am nächsten Tag mit Ninas Eltern abzuklären, wann und wo sie Amelie abholen würden.